Heute wurde der neue DJI Phantom 3 Copter vorgestellt. Auf die Reise hätte ich ihren Vorgänger gerne mitgenommen, nur war die Einfuhr in die V.A.E. schlicht verboten. Also von daher demnächst was mit Vulkanen: Das neue Modell im Detail…
DJI ist weltweit Marktführer im Bereich der Consumer-Drohnen. Der Jahresumsatz beträgt mittlerweile mehr als eine Milliarde Dollar. Basis ihres Erfolges sind neben dem Segment der Profi-Coptern die „Phantom“, das fliegende Tempotaschentuch: Ganz in weiß und „ready out of the box“. Simpel genug gerade für Einsteiger, stark genug für erfahrene oder professionelle Nutzer. Und mittlerweile ziemlich weit verbreitet, selbst bei South Park oder auf dem Rasen des Weißen Hauses.
Heute veranstaltete DJI zeitgleich Presse-Events in New York, London und München. In diesem Rahmen wurde das neueste Modell der Consumer-Line vorgestellt, die DJI Phantom 3.
Insgesamt wird es zwei neue Modelle geben – Professional und Advanced – mit einem bemerkenswert niedrigen (unverbindlich empfohlenen) Verkaufspreis zwischen 1.250 und 999 USD. Erfahrungsgemäß dürften die Preise in Europa äquivalent in Euro und ohne nennenswerte Abweichungen nach unten durchgereicht werden. Zu stark nachgefragt sind die Modelle, als dass sich die Händler auf Preisnachlässe einließen. Für das Gebote bekommt man trotzdem eine ganze Menge, dazu gleich mehr.
Optisch fällt zunächst nur das minimale Facelift zu den Vorgängermodellen auf. Gehäusetechnisch ändert sich genaugenommen nichts, die (durchaus beliebte, kompakte) Form wurde beibehalten. Neu sind die goldenen Farbakzente und das goldene Plättchen, das die Drohne als dritte ihrer Art ausweist.
(Foto: DJI Phantom 3 inklusive Gimbal und Kamera)
Die verbaute Hard- und Software profitiert von einer Reihe nennenswerterer Neuerungen. DJI hat eine nach unten gerichtete, zweite Kamera integriert, die als visuelles Positionssystem insbesondere in Innenräumen fungiert. So ist ein computergestützter Flug auch Indoor möglich, wo GPS fehlt.
Zudem wird jetzt GLONASS unterstützt, das globalen satellitenbasierte Navigationssystem aus Russland. In Kombination mit dem durch die USA etablierten GPS funktioniert die Satellitenunterstützung nun schneller, zuverlässiger und präziser.
Neu an Bord ist auch das DJI Lightbridge System. Bis dato war das noch ein 1.400 Dollar teures Add-On, das nicht nur hochwertig und -preisig war, sondern auch noch kompliziert zu integrieren. Mit der nun eingebauten Technologie bekommt man einen HD Video Stream live in Echtzeit von dem, was die Drohne sieht – und das mit einer Reichweite von bis zu 2 Kilometern. Die gestreamten Bilder können dabei nicht nur angeschaut, sondern gleichzeitig aufgezeichnet werden. Ideal, sollte die Drohne es aus dem Vulkan nicht mehr zurück schaffen…
Die Phantom Advanced Variante präsentiert sich mit integrierter 4K Kamera, die Professional bietet 1080p. Beide können auch Einzelbilder liefern, allerdings nur mit einer Auflösung von 12 Megapixeln. Im Vergleich zur bisherigen DJI Phantom Vision 2+ bekommt die neue Phantom einen größeren Sensor spendiert (1/2.3″ EXMOR von Sony) und einen flacheren FOV (94° Sichtfeld, englisch Field of View (FOV)). Die Bilder bleiben damit endlich „unverzerrt“, ein Fisheye-Effekt mit einem FOV von 170° wird vermieden. Zwar geht das auf Kosten der sichtbaren Fläche, dafür ist der Bildeindruck „näher dran“ – und durch den kleineren Visus sind auch im schnellen Flug keine Propelloren oder Teile des Landegestells mehr im Bild.
Suma summarum ist das Kameraupgrade damit ebenfalls ziemlich spektakulär, obwohl der Sensor aufgrund seiner geringen Größe mit schlechten Lichtverhältnissen kaum besser als eine GoPro zurechtkommnen dürfte – die gleiche Chipgröße findet sich heutzutage bereits in Smartphones der Oberklasse.
Die ausgesprochen flüssigen 60 Bilder pro Sekunde (frames per second, kurz FPS) ab Werk sind zudem nur der (kleineren) 1080p-Variante vorbehalten, was im Vergleich zum Vorgängermodell insofern eine Verbesserung darstellt, als dass das bislang lediglich in 1080i, also interpoliert und nicht nativ, möglich war. Zeitlupen sind damit „ab Werk“ leichter möglich, ohne den Einsatz von Spezialsoftware. Die 4K Professional-Variante kennt „nur“ 23/24/30 FPS, aber irgendwo muss ja noch Potential für einen Nachfolger gelassen werden. Technisch ist die Kamera identisch zum großen Bruder Inspire, mit Ausnahme der Gehäuseform.
DJI liefert zudem ein Update für die Apps für iOS und Adroid: Die Phantom 3 wird nunmehr auch mit der Piloten-App der (semiprofessionellen) DJI Inspire kompatibel sein. Das bringt einen softwareseitigen Flugsimulationsmodus mit sich, der wirklich unbezahlbar für das persönliche Flugtraining ist. Schützt nicht nur vor teuren Crashs, sondern klappt auch bei Regen. Die Fernbedienung entspricht jetzt optisch der der Inspire, bietet allerdings kein doppelt zum Copter integriertes GPS. Für einen dynamischen Homepoint muss somit die Satellitenortung des Mobilteils (auf dem Foto unten das iPad) aktiviert sei:
(Foto: Fernbedienung. Das iPad gehört nicht zum Lieferumfang)
Zu guter Letzt bietet die Phantom 3 auch Live-Streaming der Aufnahmen ins Internet. Der Hersteller denkt laut CEO Eric Cheng bei diesem Feature zum Beispiel an Journalisten, Extremsportler oder Weltenbummler. Was mich persönlich an eine Diskussion mit einer Frau am Strand von Sizilien vor rund 15 Jahren erinnert. Fest im Glauben an technologien Fortschritt verfocht ich damals die Idee von Eindrücken in Echtzeit für die Daheimgebliebenen. Eine nette (und definitiv zukünftig an der Türe klopfende) Alternative zur klassischen Postkarte, was allerdings in dem Gespräch nur ich so sah. Immerhin: Die Zukunft ist unaufhaltsam, ebenso wie DJIs Postulat „Future of Possibility“.
Back on track: Anders als die DJI Inspire1 weist die Phantom 3 kein Carbon-Gehäuse auf, hat weiterhin eine fest verbaute Kamera und ein nicht einziehbares Landegestell, womit 360°-Panoramen ohne Seitwärtsbewegung des Copters (Gieren) nicht möglich sind. Angesichts des günstigen Preises sind diese Punkte jedoch selbst für anspruchsvollere Piloten zu verschmerzen.
Durch die kompakteren Maße und das geringe Gewicht ist die Flugzeit sogar nicht nur nicht schlechter, sondern mit etwa 23 Minuten zu 18 Minuten überlegen. Genaugenommen könnten die Käufer der nach wie vor deutlichen teureren Inspire, die erst wenige Monate auf dem Markt ist, ihre Kaufentscheidung kritisch reflektieren. Wäre da nicht das verboten gute Design der Inspire. Andererseits, sie passt so kaum richtig in einen Rucksack. Und bei der 3er Phantom gehört er gar gleich mit zum Lieferumfang.
Die DJI Phantom 3 wird voraussichtlich ab 22. April in Europa (und bei mir im Regal) verfügbar sein. Also quasi just in time für die Transvulcania 2015 auf La Palma…
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