Natural Runner, jetzt müsst ihr ganz tapfer sein! Ich war unterwegs mit Googles Geo Game „Ingress“. Hallali zur digitalen Schnitzeljagd mit dem Smartphone…
Ingress in nur einem Satz zu beschreiben fällt ein wenig schwer. Man könnte sagen, dass es ein Augmented-Reality-Spiel ist, eine Art Geocaching 2.0, quasi Google Maps gamifiziert. Allerdings schaut man dann schnell in verstörte Gesichter. Heute hier zur Feier des zurückliegenden Laufes inklusive Ingress und bevorstehenden offiziellen Launch im Appstore (und Portierung auf IOS) eine kleine Ingress-Featurette.
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Abstract
Die ganze Welt als Spielfeld. Euer Smartphone als „Scanner“ für Portale. Portale sind Phantasieprodukte, genauso wie das ganze Spiel. Grundlage ist Google Maps und eure Bewegung durch die Welt. Zwei Fraktionen (momentan), die Blauen und die Grünen. Eine Sci-Fi-Hintergrundgeschichte mit Verschwörungstheorien, die so verworren ist, dass sie hier nur an etwas fortgeschrittener Stelle der kurzen Erwähnung bedarf. Es reicht zunächst, zu wissen, dass es die im internen Slang genannten Fraktionen der „Frösche“ (Enlightened, grün) und „Schlümpfe“ (Resistance, blau) gibt.
Beide Gruppen kämpfen quasi um die territoriale Herrschaft, können Portale aufbauen, beschützen, vernetzen, hacken und zerstören. Das klingt nach Cyberpunk und Neuromancer und ist es hinsichtlich des Settings, der Optik, des Jargons, der klugen Spielmechanik und überhaupt des Anbieters auch. Was es nicht ist: Besonders kompliziert oder komplex.
Zwar erscheint das am Anfang des Spiels (und grundsätzlich für Außenstehende) so, doch wie jedes gute Spiel ist es eigentlich recht rasch gelernt, leicht zu beherrschen und schwer zu meistern. Für nachhaltige Erfolge bedarf es nämlich zwingend mindestens zweier Dinge: realer Bewegung und Kollaboration in der Gruppe. Und je nach angestrebten Erfolg letzteres lokal, regional, national und international. Insofern ist es z. B. Fussball nicht unähnlich, trotzdem völlig anders.

(Portale und Felder auf lokaler Ebene, Ansicht auf dem Smartphone)
It´s time to move
Vorweg möchte ich noch schicken, dass Ingress ein ziemlich abstraktes Konzept ist. Auf Basis der einleitenden Worte ahntet ihr das irgendwie schon, ich möchte es nur noch mal erwähnen. Und ebenso nochmals den Vergleich zum Fußball ziehen. Ein Fußballspiel ist per se eine ziemlich abstrakte Sache. Ein rasengewordenes Gedankenmodell, bei dem alle für 90 Minuten einfach mal vergessen, dass der Ball relativ einfach auch im Sportgeschäft nebenan gekauft werden könnte. Stattdessen wird dessen Eroberung symbolisch und physisch auf dem dafür eigens geschaffenen Spielfeld ausgetragen. Angriff, Stürmer, Schützen, Schüsse, Verteidiger, Sieg oder Niederlage – ihr wisst, was ich meine. Kampf als elemtares Konzept. Selbst Schach, Mühle, Dame und Mensch ärgere Dich nicht machen da keine Ausnahmen. The joy comes in the pursuit.
Addiert zu dieser kämpferischen Komponente jetzt noch schnell Geocaching (Batzen) und Tamagotchi (Prise) dazu, dann habt ihr´s ungefähr schon. Genau, diese Sache mit den versteckten Schätzen (Caches) und den GPS-Geräten oder Smartphones (oder traditionell Landkarten und Schieber), die euch mit mehr oder minder deutlichen Hinweisen und Positionsangaben den Weg weisen. Empfehlenswert dazu auch diese CRE-Ausgabe über mehrere Stunden, mit zahlreichen interessanten Infos auch für erfahrenere Geocacher. Wusstet ihr etwa, selbst in der ISS ein Cache versteckt ist (und vor allem: wer ihn da wie versteckt hat?).
Nur muss man bei Ingress nicht lange suchen, um im Spiel zu sein. Gut möglich, dass direkt vor eurer Haustüre bereits ein Portal besteht. Zugegeben, sie sind nicht mit bloßem Auge erkennbar. Sondern nur per Smartphone, dass euch GPS-lokalisiert den Weg weist. Jede halbwegs besondere Landmarke ist ein potentielles Portal. Denkmäler, Skulpturen, Wassertürme, Graffitis – bemerkenswerte, öffentliche Plätze. Weniger gut geeignet (und nicht zugelassen von Google als Spielführer) sind etwa Kindergärten, Schulen oder Friedhöfe. Allesamt öffentliche Plätze, aber zur Vermeidung von Irritationen („was machen alle diese Leute immer wieder mit dem Handy vor meinem Haus?“) nicht gut geeignet.
Mein Auto, mein Haus, mein Portal
Daneben könnt ihr selbst Portale vorschlagen. Das geht ganz leicht und auf Knopfdruck. Hingehen, Foto machen, Name vergeben, fertig. Google prüft den Vorschlag und nach 4 bis 8 Wochen erhaltet ihr eine Bestätigung oder Absage. Es hat schon was, einen persönlich bedeutsamen Ort als Portal einzurichten und fortan als „seins“ betrachten zu können. Zwar kann es jederzeit von Spielern der eigenen oder gegnerischen Fraktion erobert werden, doch jederzeit bleibt die Information über den Ersteller erhalten. Und was noch viel wichtiger ist: Ihr tragt es für immer in eurem Herzen.
Spaß beiseite: Selten hat „Augmented Reality“ so gut und nachhaltig funktioniert. Die Inbeschlagnahme der realen Welt, die Interaktion über das Spiel mit vielerlei konkreten Bezugspunkten schafft ganz neue Routinen, Sichtweisen und Verbindungen. Nicht nur, weil ich plötzlich das Bild an der Fassade ausmache, den Kopf nach oben wende, die Silhouette der Stadt dreidimensionaler wahrnehme, um das Bild das Portals an der Hauswand mit eigenen Augen zu sehen, dessen Nähe und Foto ich auf dem Schirm habe. Beim nächsten Mal erinnere ich mich an das Bild, auch ohne Handy. Es erweitert meine Wahrnehmung. Im Spiel ist man nicht nur in das Handy versunken, sondern die Sinne auch in der Umgebung.
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Portale und Felder auf lokaler Ebene, Ansicht im Browser)
Mein Gott, es ist voller Sterne
Jetzt ist die Welt aka Karte also voll von wahlweise blauen oder gelben oder grauen (nicht eingenommenen) Punkten bzw. Portalen. Dazwischen spannen sich gerade Linien und blaue bzw. grüne Flächen. Oder pure Linien, ohne Fläche. Oder noch nicht mal Linien, nur Punkte. Genaugenommen sind es nach einem chaotischen Durcheinander und reinster Entropie aus. Durchaus technisch, mit ganz eigener Ästhetik, farbige Linien in schwarzer Nacht, wo hatten wir das gleich letztens noch?
Es geht maßgeblich darum, die Portale miteinander zu vernetzen („Links“). Ausschließlich möglich in gerader Linie und je nach eigener Spielstufe (Level) und Energie des Portals (ein Wert, der sich aus virtuell dort installierten Extras berechnet) in unterschiedlichen Distanzen. Zu Anfang und bei schwachen Portalen nur ganz wenige Kilometer, später über dutzende, hunderte Kilometer bis hin zu interkontinentalen Links. Je größer die weltweite Gesamtzahl und –fläche dieser Felder, um so mehr Punkte für die jeweilige Fraktion.
Bedingung für das Gelingen einer solchen Verschaltung ist außerdem, dass nichts im Weg ist, also kein anderer und bereits bestehender Link den Direktweg kreuzt. Außerdem muss man den Schlüssel für das Zielportal besitzen. Den Schlüssel (und besagte Extras wie Resonatoren zur Verstärkung, Schilde oder Waffen zum Angriff auf gegenerischen Portale) erhält man per „Hack“. Dafür braucht man allerdings keinerlei Computerkenntnisse, sondern muss sich lediglich im Umkreis von 20 Metern des Portals aufhalten.
Interkontinental wird also nicht nicht mal mir-nichts-dir-nichts verlinkt, sondern ist nur möglich mittels internationaler Zusammenarbeit („räumt diese Links aus dem Weg“). Portal-Schlüssel können außerdem als virtuelle Gegenstände aufgenommen, transportiert, abgelegt und von anderen wieder aufgenommen werden – was den Fraktionen eine deterministische Logistik erlaubt.
Links sind die Grundlage für Felder. Ein Feld besteht in seiner kleinsten Form aus einem Dreieck, also ein Polygon einfachster Art. Theoretisch und praktisch können sich alle drei Punkte des Polygons an völlig unterschiedlichen Plätzen der Welt befinden. Aufgrund der vorgenannten Regeln (keine anderen Links zwischen den Kanten, Schlüssel aller Portale beim Spieler) begrenzt sich die praktisch erreichbare Größe aber rasch. Trotzdem ist es Spielergruppen bereits gelungen, mit nur einer handvoll Polygonen im Spiel Australien zu „überspannen“. Falls euch in den Screenshots gebogene Linien auffallen: Das ist nur die Erdkrümmung bei besonders langen Verbindungen…
Solche Gebilde aus extrem große Felder sind leider stets nur von extrem kleiner Lebensdauer, da deren Portale attraktive Ziele und heißumkämpft sind. Besonders nachhaltig absicherbar sind sie nicht, so dass man quasi eine Wache vor Ort stationieren müsste. Alle Screenshots sind also reine Momentaufnahmen und verändern sich stetig. Zum Größenvergleich: Als Spieler der aktuell zweithöchsten Spielstufe bin ich stolz auf ein Feld über einer mittelgroßen Stadt. Das hat auch viel zutun mit der Dichte von Portalen und Spielern im europäischen Raum (bzw. insbesondere NRW). Gebiete mit besonders großer Weite (wie etwa das Outback in Australienoder der Mittlere Westen der USA) bieten sich für solche Aktionen schon viel eher an.

(Portale und Felder auf regionaler Ebene, Ansicht im Browser)
Was soll der Quatsch?
Na, ihr bekommt sicher so langsam eine Ahnung von der Spielmechanik. Traditionalisten mögen sich jetzt fragen, was der ganze Quatsch eigentlich soll (als Spieler fragt man sich das übrigens auch manchmal). Den Spaß des Menschen am Spiel generell lasse ich der Einfachheit halber mal außen vor, das ist unbestritten und lohnt der Diskussion nicht. Die Frage verstehe ist besser bei Google selbst aufgehoben: Warum wird das Spiel überhaupt angeboten, noch dazu völlig kostenlos, heute wie in Zukunft?
Das Konzept, was derzeit weltweit bereits mehr als 500.000 Spieler begeistert, ist eine clevere Mischung aus Spielfreude, Datensammlung und begleitenden Mehrwerten für Google. Die Spieler folgen dem üblichen Schema aus Reiz, Reaktion und Belohnung. Parallelen zur rattigen Skinner-Box nicht ausgeschlossen. Je nach Menge der zurückgelegten Kilometer und gedrückten Buttons prasselt die Beute nur so in das leidigerweise auf 2.000 Gegenstände limitierte Inventory. Befeuert wird der Spielspaß von Loyalität gegenüber der eigenen Fraktion, angeheizt von der Tatsache, dass es sich bei den Mitspielern nicht um computergenerierte Bots handelt, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Aus der unmittelbaren Nähe, aus jeder Schicht und von jedem Geschlecht. Potentiell jede/-r Smartphonebesitzer/-in kommt in Frage (was einen beim Anblick von im Handy versunkenen Menschen leicht paranoid werden lässt).
Auf der Metaebene ist Ingress eine erstaunliche Hybris von Wissenschaft und Technologie. In der Realität ist ein Google Technologiekonzern mit nichts geringeren als dem offenen postulierten Ziel der Erschaffung einer künstlichen Intelligenz. Die Suchmaschine als Basis, die Digitalisierung der Bibliotheken und Daten dieser Welt, die Vernetzung der User, Quantencomputer – alles nur Zwischenschritte. Im Setting von Ingress bekämpfen sich Innovatoren (grün) mit Traditionalisten (blau). Letztere sind nicht zwingend Amische, die am Rande der Stadt täuferisch-protestantisch mit den Kühen leben. Sondern, sagen wir mal, Menschen wie du und ich. Im Hintergrund verteilt eine mysteriöse, alienhafte Gruppe ( (die Sahper) eine Substanz namens Exotic Matter (das XM). Mittels der XM lassen sich Menschen unterschwellig beeinflussen. Die Grünen halten das für einen famosen Fortschritt, die Blauen für das genaue Gegenteil.
Mag also sein, dass Google mit diesem Setting selbst ein bisschen eine Blaupause seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausrollt. Oder wenigstens den Spielern die Möglichkeit zum Stellvertreterkrieg sprichwörtlich an die Hand geben möchte, um unbemerkter in der Realität weiterzuwerkeln. Ganz nebenbei sammeln sie dabei natürlich Bewegungsdatenprofile. Das gesamte Spiel ist quasi um GPS und diese Daten herum gebaut, ohne geht gar nichts. Die Gewöhnung einer großen Zahl von Menschen an einen lokationsbezogenen Einsatz von Smartphones ebnet außerdem den Weg für zukünftige Werbeformen, zum Beispiel Hinweise zu Angeboten nahegelegener Geschäfte, die auf die Interessen des Nutzers zugeschnitten sind. Außerdem dürfte es Google auch nicht stören, jede Menge aktueller Fotos interessanter Plätze über die Vorschlagsfunktion für Portale geschenkt zu bekommen.
Last but not least ist Ingress das erste Augmented-Reality-Spiel, was wirklich funktioniert. Spieltheorie und Gamification in Reinkultur: Klug konzipiert, leicht zugänglich, weltweit verfügbar und mit breitem Zuspruch. Es ist eine gute Idee, seine Kundschaft auf diesem Weg ein bisschen zu binden. Schon der Austausch mit anderen Spielern bringt einen rasch zu Google+, dem konzerneigenen und weit weniger glückvollen Facebook-Konkurrenten. Die Einführung der Datenbrille Google Glass wird ebenfalls profitieren, da eine Einblendung in der Brille für Spieler sicher bei weitem smarter sein dürfte als das smarteste Phone.
Das Ziel ist das Ziel
Die Einleitung oben ist ein wenig länger geworden. Ich spiele Ingress seit einer kleinen Weile, etwa 2 Monaten. Vorher hatte ich davon immer mal wieder gehört und die Lust verspürt, es auszuprobieren, um des Ausprobierens halber willen. Jetzt probiere ich natürlich nicht per se und auf´s geratewohl Dinge aus, aber doch bevorzugt Konzepte, die innovativ wirken. Man möchte ja qualifiziert mitreden können. Den Dingen kann gerade dann weiterhin kritisch bzw. differenziert gegenüberstehen (beziehungsweise: Man muss seinen Feind kennen. So populistisch sage ich es aber nur, wenn ich mir nicht sicher bin, ob mein Gesprächspartner nicht doch Teil einer täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaft ist).
Manchmal gibt es ja so Trends oder Dinge, die in vieler Munde sind, und die man ausprobiert, schon alleine, um zu sehen, was am Hype dran ist. Etwa die Sims (furchtbar), How I Met Your Mother (super) oder Facebook (geht so). Und natürlich ist nichts so gut wie das Laufen. Seinerzeit hatte ich das ebenfalls nur mal Ausprobieren wollen.
Zwischendurch hatte ich mir auch immer mal überlegt, dazu etwas zu schreiben, schließlich hat es sehr mit Bewegung zutun. Immerhin schrieb zuletzt schon das Kundenmagazin der Wuppertaler Stadtwerke darüber. Nicht zuletzt, weil Wuppertal-Elberfeld wirklich eine herausragende Level 8-Farm der Schlümpfe darstellt. Gäste, die am Hauptbahnhof ankommen, haben also endlich mal was zu lachen, und vor lauter blauer Felder vergisst man die Umgebung sofort – nicht zuletzt, weil man ja vor lauter Smartphone gar nicht mehr hinschaut. Andererseits schreibe ich ja hier auch nicht übers Nordic Walking oder Zumba, obwohl beides unzweifelhaft auch mit Bewegung zutun hat.
Vor einigen Wochen hatte ich dann mal wieder ein paar Einladungen zur seinerzeit noch geschlossenen Beta von Ingress übrig, und habe einen launigen Zehnzeiler bei Facebook gepostet. Darin habe ich unter anderem behauptet, dass Ingress Beine machen würde und ich jetzt zur Attacke auf nerdige Couchpotatoes bliese (oder so ähnlich, es war, glaube ich, nicht ganz so kämpferisch formuliert). Im Einzelfall hat das auf Anhieb mit durchschlagenemdem Erfolg funktioniert. Schöne Grüße an dieser Stelle an das Haus Zillertal und die Portunity. Oder soll ich besser sagen, Lord Zillertal. In Ingress ist man mit einem Pseudonym als Spielernamen unterwegs. Idealerweise nicht euer übliches Pseudonym, sondern etwas, das selbst keinerlei Bezug zu euren anderen Ressourcen im Web, eurer Arbeit und/oder eurem realen Namen hat. Man weiß ja nie, ob da draußen nicht dunkle Elemente und / oder stalkende Stelzböcke vagabundieren.

(Level 8 Portale auf europäischer und globaler Ebene, Ansicht im Browser)
Probieren geht über Studieren
Wo ich also so testete, einlud und überlegte, schlich sich klammheimlich der Gedanke einer Kombination aus Laufen und Ingress ein. Da man in der App nur die unmittelbare Umgebung sieht, ist man für den Blick in die Umgebung auf die strategische Karte im Browser angewiesen. Sie eignet sich hervorragend, um Landmarken und Portale auf den üblichen Laufrouten auszumachen. Je nach Strecke und Position braucht es vielleicht nur einen kleinen Schlenker, um an Kilometer 8 einen wichtigen Punkt am Tierpark einzunehmen. Oder im Botanischen Garten bei Kilometer 15, wenn man diese feindliche Portal-Farm zerstören würde und neu verlinkt mit Heimportal vor der eigenen Haustüre, dann entstünde ein Feld über dem ganzen Stadtteil…
Eben Überlegungen solcher Art. Selbst wenn sich keine Felder ziehen lassen, ist es wie im richtigen Leben: Ein Hack geht immer. Und ein Hack bringt Items und vielleicht auch Schlüssel. Wie beschrieben lassen sie sich später für größere Felder einsetzen. Wenn ich also heute kein Feld ziehen kann, dann vielleicht später. Ingress motiviert mich durch die Programmlogik, es wieder zu versuchen. Nicht aufzugeben. Meinen Aktionsradius zu vergrößern. Stetig.
Schlussletztlich habe ich es also einfach mal ausprobiert. Das Handy habe ich sowieso häufig schon allein wegen der Musik und Notrufmöglichkeit dabei. Lange und teils steile Strecken im Wald, bei Dunkelheit und jedem Wetter, da ist schon so mancher Mountainbiker im Bergischen spurlos verschwunden. Das möchte ich gern vermeiden, außerdem mag ich bekanntermaßen ja Musik.
Musik UND Ingress ist mit guten Kopfhörern ein Erlebnis (die Soundeffekte und unterkühlte technoide weibliche Voice sorgt für Stimmung). Dummerweise muss man aufgrund des knappen Aktionsradius rund um die Portale für Aktionen stehenbleiben, wirklich ideal für Läufer wären hier Portale in der Mitte von Sportplätzen. Innerstädtisch und in Bezug auf die Mensch-Maschine-Schnittstelle bei der Bedienung des Smartphones jedoch momentan scheinbar nicht anders machbar. Ok, Google. Als Läufer plant man das einfach als Fahrtenspieleinheit, dann passt das.
Aufgrund der kurzen Pausen an den Portalen ist das Erlebnis beim langen Lauf mit Ingress überhaupt nicht vergleichbar mit einem langen und kontemplativen Dauerlauf ohne jede Unterbrechungen. Beides sind grundverschiedene Dinge, gemein haben sie nur Länge und Distanz. Es hat jedoch wirklich was für sich, vorher in der Karte im Browser strategisch wertvolle Wegpunkte vorauszuplanen, und das Laufen zur Fortbewegung in seiner ursprünglichsten Form zu nutzen. Die Kombination aus dem Weg als Ziel plus Ziel als Ziel.
Hinterher dachte ich mir beim Blick auf die leicht veränderte, regionale Karte mit neuen Links und Feldern schon insgeheim, dass die Effektivität in dieser Runde durch die Nutzung von Fahrrad, Bus oder Auto wesentlich höher gewesen wäre. Mehr Portale in kürzerer Zeit. Doch das wäre eben nicht dasselbe gewesen, da wäre ja glatt der Lauf auf der Strecke geblieben.
Am Ende erschien es mir außerdem nur folgerichtig angesichts meines Spielernamens, mich auch während des Spiels laufend durch die Gegend zu bewegen. In Verbindung mit gleichermaßen unterbewusst farblich fraktionskonform ausgewählten Laufklamotten (blau) ein total konvergentes Lauf- und Spielgefühl.
Ab etwa Mitte Dezember ist die Testphase beendet und Ingress offiziell und kostenfrei über Google Play für Android Smartphones zu bekommen. Für das Spiel benötigt ihr einen kostenfreien Google Account. Voraussichtlich in Q1/2014 erscheint die App auch für IOS. Wer vielleicht mal einen Lauf in Verbindung mit Ingress im Bergischen Land ausprobieren mag, kontaktiert mich einfach über den internen Chat.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
„Eine Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung“
(Niccolo Machiavelli)
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